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Respekt*OWL

Warum braucht es eine unabhängige Antidiskriminierungsberatungsstelle für LSBTIQ* und Frauen/lesbisch_queere Personen

Anmerkung: Zur Vereinfachung des Leseflusses werden folgend mit Diskriminierung auch Mehrfachdiskriminierungen gemeint und einbezogen.
Respekt*OWL ist eine unabhängige zivilgesellschaftliche Beratungsstelle in Ostwestfalen-Lippe mit dem Zielgruppe für Personen ab 18. Jahren, die Diskriminierung aufgrund ihrer (zugeschriebenen) sexuellen oder geschlechtlichen Identität erleben.Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Identität benachteiligt oder belästigt werden, z.B. am Arbeitsplatz, bei der Wohnungssuche oder im öffentlichen Raum, erfahren Unterstützung und Raum für die Frage, wie sie sich zur Wehr setzen können. Die Antidiskriminierungsberatungsstelle Respekt*OWL wird seit 2023 von der Aidshilfe Bielefeld e.V. getragen und kooperiert mit den Vereinen Psychologische Frauenberatung e.V., Bielefeld und BIEQueer e.V.
Respekt*OWL wird von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes im Rahmen des Projekts respekt*land und Der Paritätische NRW gefördert.
Die Lebenslagen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*-, Inter*- und queeren Menschen (LSBTIQ*) und von Frauen/lesbisch_queere Personen sind vielfältig. Alle sind jedoch, trotz etlicher Verbesserungen, nach wie vor von Stigmatisierung und mehrfacher Diskriminierung aufgrund der ihnen (zugeschriebenen) sexuellen und geschlechtlichen Identität sowie anderer Diskriminierungsmerkmale gekennzeichnet.
Das Beratungsangebot setzt hier an und hilft Ratsuchenden, ihre Diskriminierungsangebote einzuordnen und im Rahmen einer psychosozialen Beratung zu bearbeiten. Zudem bietet Respekt*OWL den Ratsuchenden in Zusammenarbeit mit einem Kooperationsnetzwerk aus Volljurist*innen, Rechtsanwält*innen und Antidiskriminierungsverbänden eine rechtliche Einordnung und eine Verweisberatung.
In den Metropolen gibt es mittlerweile ein Netz aus Community-basierten ehrenamtlichen sowie professionellen Beratungs- und Unterstützungsangeboten für queere Personen und Frauen. So auch in Bielefeld, der größten Stadt im Regierungsbezirk Detmold (Ostwestfalen-Lippe, OWL). OWL umfasst die Kreise Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke, Paderborn und die kreisfreie Stadt Bielefeld. 
In ländlichen Regionen fehlen ausreichende Beratungs- und Unterstützungsangebote. Diese Unterversorgung gilt für die gesamte Bundesrepublik. Alle Menschen haben jedoch einen Anspruch auf Beratung und Unterstützung bei Diskriminierung, unabhängig von der Region, in der sie leben.
Das Projekt entwickelt und erprobt modellhaft für die Region OWL den Auf- und Ausbau einer unabhängigen, wohnortnahen Antidiskriminierungsberatung. Es wird ein zentrales Beratungsangebot in Bielefeld aufgebaut – flankiert von einem Netzwerk von Beratungsstellen für die Erst- und Verweisberatung in den Landkreisen der Region.
Die Erfahrungen und Ergebnisse können auf die meisten Regionen der Bundesrepublik übertragen und dort mit jeweiligen regionsbezogenen Modifikationen genutzt werden.
Die Antidiskriminierungsberatung ist ein wesentlicher Baustein der umfassenden Antidiskriminierungsarbeit, die vom Grundgedanken der Gleichbehandlung aller Menschen geprägt ist. Um dieses Ziel zu erreichen ist es notwendig, neben der Antidiskriminierungsberatung eine fachliche Haltung und konkrete Maßnahmen zum Abbau von Diskriminierung in allen gesellschaftlichen Bereichen zu etablieren.
Bei der Antidiskriminierungsarbeit handelt es sich um eine intersektionale Strategie, die• gesellschaftliche Machtstrukturen analysiert
• mit Machtstrukturen verbundene Privilegien und die ungleiche Verteilung und Zuweisung von Ressourcen thematisiert
• bewusste und/ oder unbewusste Mechanismen struktureller, institutioneller und individueller Diskriminierung aufdeckt
• Art und Ausmaß struktureller und institutioneller Barrieren analysiert
• Bildung und antidiskriminierende Haltungen niedrigschwellig fördert
• durch ein Netzwerk Ressourcen schafft und diese zur Überwindung und Verhinderung von Diskriminierung einsetzt
Die unabhängige Antidiskriminierungsberatung Respekt*OWL ist so ein zentraler Bestandteil der Antidiskriminierungsarbeit. Respekt*OWL arbeitet unabhängig von staatlicher und politischer Einflussnahme.

Zielgruppen

Die Antidiskriminierungsberatung wendet sich an volljährige Menschen, die aufgrund ihrer (zugeschriebenen) sexuellen und geschlechtlichen Identität (Mehrfach-) Diskriminierung erfahren und psychosoziale und/oder rechtliche Beratung in Anspruch nehmen wollen.
Das Beratungsangebot für Menschen, die bei (Mehrfach-) Diskriminierungen gegenüber LSBTIQ* Unterstützung suchen, ist an die Aidshilfe Bielefeld e.V. angebunden.
Das Beratungsangebot für Menschen, die bei (Mehrfach-) Diskriminierungen gegenüber Frauen/lesbisch_queere Personen Unterstützung suchen, ist bei dem Verein Psychologische Frauenberatung e.V., Bielefeld beheimatet. Frauen sind immer noch mit sexistischen und abwertenden Strukturen konfrontiert. Insbesondere, wenn weitere Diskriminierungsfaktoren dazukommen, erfahren Frauen häufig eingeschränkte Teilhabe und Herabsetzung. Der Begriff Frauen* umfasst alle Personen, die sich davon angesprochen fühlen. Die Vielfalt der geschlechtsbezogenen Identitäten drückt der Begriff Frauen/lesbisch_queere Personen aus.
Die Zielgruppen LSBTIQ* und Frauen/lesbisch_queere Personen haben sich überschneidende Zielgruppen. Der Hintergrund für die Wahl dieser spezifischen Zielgruppen ist das jeweilige Beratungs- und Schutzraumangebot der Aidshilfe Bielefeld e.V. und der Psychologischen Frauenberatung e.V., Bielefeld.
Die Ratsuchenden entscheiden selbst, welchen Bedarf sie haben und welchen Raum sie benötigen. (s. Beratungs- und Schutzräume)

Ziele

Unser Ziel ist es:
• Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter*, Agender, Nicht-Binäre, Frauen* und queere Menschen, die Diskriminierung erfahren haben, psychosozial und in rechtlichen Fragen in den jeweiligen Beratungs- und Schutzräumen (s. Abschnitt 3) zu unterstützen,
• Vernetzung und Kooperation zwischen etablierten (Fach-)Beratungsstellen, Volljurist*innen und Rechtsanwält*innen in den jeweiligen Kommunen zu fördern,
• Schulungen zu Lebenslagen, Diskriminierungsverhältnissen und Fallbeispielen sowie Sensibilisierungen für queere Identitäten für Erst- und Verweisberatungsstrukturen zu konzipieren und anzubieten,
• Schulungen zu Lebensrealitäten und Diskriminierungsverhältnissen von
Das Bildungs- und Sensibilisierungsangebot wendet sich in erster Linie an die Kooperationspartner*innen der Antidiskriminierungsberatungsstelle. Es ist geplant, die regionalen LSBTIQ*/ feministischen Gruppen für eine Zusammenarbeit in der Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit zu gewinnen.
mit Fallbeispielen zu konzipieren und anzubieten für die Zusammenarbeit mit Kooperationspartner*innen im Hinblick auf Erst- und Verweisberatungsstrukturen,
• Diskriminierung abzubauen und die Akzeptanz für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt zu fördern,
• Abbau von sexistischen und herabwürdigen Strukturen gegenüber Frauen* und die Selbstermächtigung zu stärken.

Vernetzung/Kooperation

Antidiskriminierungsberatung bedarf der Vernetzung relevanter Akteur*innen  auf unterschiedlichen Ebenen:
  • Um eine flächendeckende und wohnortnahe Antidiskriminierungsberatung zu gewährleisten, werden Kooperationsvereinbarungen mit professionellen etablierten Beratungsstellen für die Erst- und Verweisberatung in den Landkreisen Minden / Lübbecke, Herford, Lippe, Gütersloh, Paderborn und Höxter sowie der Stadt Bielefeld abgeschlossen.
  • Um eine ganzheitliche Beratung der Ratsuchenden zu ermöglichen wird ein erweitertes Netzwerk mit psychosozialen Beratungsstellen, weiteren Antidiskriminierungsberatungsstellen, Rechtsanwält*innen, Therapeut*innen, Behörden, Interessensverbänden, Selbstorganisationen, etc., geschaffen. Dieses multidisziplinäre Netzwerk kann zur gemeinsamen Fallbearbeitung genutzt werden.

Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit

Im Rahmen des Projekts wird Bildung und Sensibilisierung zum Themenfeld Antidiskriminierung LSBTIQ* und Frauen/lesbisch_queere Personen angeboten und richtet sich in erster Linie an  an die Kooperationspartner*innen der Antidiskriminierungsberatungsstelle. Es ist geplant, die regionalen LSBTIQ*/ feministischen Gruppen für eine Zusammenarbeit in der Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit zu gewinnen. Folgen Themen sind Schulungsinhalte:
  • Diskriminierung bei LSBTIQ* und Frauen/lesbisch_queere Personen
  • Begrifflichkeiten / gendersensible und diskriminierungsarme Sprache
  • Lebenslagen von LSBTIQ* und Frauen/lesbisch_queere Personen
  • Arbeit von Respekt*OWL
  • Do’s and Don’ts der Beratungsarbeit in dem Kontext LSBTIQ*und Frauen/lesbisch_queere Personen
 

Stärkung von Selbstorganisation/ Interessenvertretung

Respekt*OWL stärkt die Selbstorganisationen von LSBTIQ* und Frauen/lesbisch_queere Personen in OWL, indem durch die Antidiskriminierungsberatung und die damit verbundene Dokumentation der Fallzahlen das Ausmaß und die Formen der Diskriminierung sichtbarer und Handlungsbedarfe klarer erkennbar werden. Auf Grund dessen können gemeinsam und solidarisch mit queeren Gruppen, Frauenschutzeinrichtungen und anderen Kooperationspartner*innen konkrete Maßnahmen zum Abbau von Diskriminierung effizienter organisiert werden.
Die Selbstermächtigung von Individuen mit Diskriminierungserfahrungen ist ein wichtiger Aspekt des Empowerments und wird um kollektive Strategien und Handlungsformen (solidarisches Empowerment) ergänzt.

Fokusgruppe/Fachbeirat

Begleitend zum Aufbau der Antidiskriminierungsberatungsstelle wurde eine Fokusgruppe erstellt. Die Fokusgruppe berät, unterstützt und begleitet Respekt*OWL im Projektzeitraum und lässt Erfahrungen, Expertisen sowie Perspektiven einfließen. Das Ziel ist es Lücken und offene Fragen im Konzept aufzuzeigen und Impluse einzubringen. Das Konzept ist ein dynamisches Dokument und soll im gesamten Projektzeitraum weiterentwickelt, verbessert und auf aktuelle Gegebenheiten angepasst werden.